In der Geschäftswelt hat Konkurrenz schon oft den Fortschritt vorangetrieben – sie schafft Innovationen, verbessert Produkte und treibt den Wettbewerb zu Höchstleistungen an. Doch in der Welt der KMU-Finanzierung könnte eine andere Dynamik entscheidend für den Erfolg sein: Zusammenarbeit statt Rivalität. Besonders zwischen traditionellen Banken und Fintechs zeichnet sich eine spannende Entwicklung ab, bei der beide Seiten von der anderen profitieren könnten.
Obwohl Banken und Fintechs in vielerlei Hinsicht unterschiedliche Ansätze verfolgen, teilen sie ein gemeinsames Ziel: die Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs). Doch die Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehen, sind genauso unterschiedlich wie ihre Stärken.
Banken: Stabilität und Vertrauen, aber mit Grenzen
Banken haben sich über Jahre hinweg als verlässliche Partner für KMUs etabliert. Sie bieten Zugang zu günstigen Kapitalquellen und genießen das Vertrauen, das mit ihrer jahrzehntelangen Marktpräsenz, Regulierung und stabilen Geschäftsmodellen einhergeht. Doch in einer zunehmend digitalisierten Welt stoßen Banken an ihre Grenzen: Langsame Prozesse, komplexe Anforderungen und starre Kreditvergaberichtlinien zum Schutze ihrer Einlagen machen es schwierig, jungen und schnell wachsenden Unternehmen den Zugang zu Kapital zu erleichtern – vor allem dann, wenn diese erwarten, ihre Finanzierung überall, schnell und voll digital zu erhalten. Auch die Akzeptanz von Kreditanfragen sinkt: Unter 50 % der Anträge werden bei Banken genehmigt – Tendenz fallend.
Fintechs: Agilität und Technologie, aber ohne Kapitalstärke
Im Gegensatz dazu haben Fintechs das Kreditvergabemodell revolutioniert. Mit modernen Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Open Banking sind sie in der Lage, Kreditanfragen schneller und effizienter zu bewerten. Sie nutzen Echtzeitdaten aus Kontoinformationen und Transaktionshistorien, um in nur wenigen Sekunden fundierte Kreditentscheidungen zu treffen – und das alles voll bis weitgehend automatisiert. Doch Fintechs haben einen entscheidenden Nachteil: den Zugang zu günstigem Kapital. Ihre Finanzierungsmöglichkeiten sind begrenzter als die der Banken, was ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. Zudem fehlt es ihnen oft an dem Vertrauen und der Glaubwürdigkeit, die Banken bei KMUs genießen.
Die Lösung: Eine Zusammenarbeit, die alle Seiten stärkt
Der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen KMU-Finanzierung liegt in der Zusammenarbeit – und nicht in der Konkurrenz. Banken und Fintechs bringen jeweils wertvolle Stärken ein, die sich ergänzen können:
Für KMUs bedeutet dies: schnelle, flexible und einfach zugängliche Finanzierungslösungen, die sowohl die Sicherheit als auch die Effizienz vereinen.
Wie kann diese Zusammenarbeit konkret aussehen?
Ein vielversprechendes Modell für die Zukunft nennen wir Lending as a Service (LaaS). Bei diesem modularen Ansatz wird der gesamte Kreditprozess in Bausteine zerlegt, die von den jeweiligen Spezialisten – also Banken und Fintechs – übernommen werden. Dies ermöglicht eine nahtlose und effiziente Kreditvergabe, bei der beide Seiten ihre Stärken ausspielen können.
So könnten Fintechs Banken modular unterstützen:
LaaS: Die Win-Win-Win-Situation
Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist eine klare Arbeitsteilung: Banken konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen – die Bereitstellung von Kapital – während Fintechs ihre technologische Expertise ausspielen, um Prozesse zu optimieren und zu automatisieren. Diese Kombination sorgt für eine Win-Win-Win-Situation:
Fazit: Eine kollaborative Zukunft für die KMU-Finanzierung
Lending as a Service hat das Potenzial, die KMU-Finanzierung grundlegend zu verändern. Durch die Bündelung der Stärken von Banken und Fintechs entsteht ein Finanzierungsmodell, das nicht nur schneller und effizienter ist, sondern auch den Bedürfnissen von KMUs besser gerecht wird. Wenn Banken und Fintechs ihre Ressourcen und Fähigkeiten gemeinsam nutzen, können sie eine Finanzierungslösung bieten, die der Zukunft der Wirtschaft gerecht wird.
Die Zusammenarbeit zwischen traditionellen Banken und Fintechs könnte der Schlüssel zur nächsten Ära der KMU-Finanzierung sein. Aber es braucht konkrete Schritte und eine enge Zusammenarbeit, um diese Potenziale voll auszuschöpfen.
Banken - müssen sich damit anfreunden, wesentliche Prozesse auf Fintechs auszulagern. Die gesetzlichen Grundlagen hierzu bestehen. Die internen Prozesse jedoch müssen überdacht werden, Prozesse zum Onboarding, Monitoring und Auditing von Fintechs erstellt werden, damit die Auslagerung auch gesetzeskonform erfolgen kann.
Fintechs - müssen sich damit abfinden, dass sie in wesentlichen Prozessen der verlängerte Arm der Bank sein werden und damit derselben Regulierung in den jeweiligen Bereichen unterliegen wie die Bank. Die Prozesse, vor allem in Bezug auf das Kunden-Onboarding, die Kreditentscheidung und die Zahlungsabwicklung im Darlehens-Management können auf Bankenstandards angehoben werden, ohne ihre Effizienz zu verlieren.